Umstrittener Anfang
Das Gebiet der Pfarre Waidhofen gehörte einst zur Mutterpfarre Aschbach. Kaiser Karl der Gr. übergab das Gebiet der Urpfarre Aschbach dem Bischof von Passau zur Kultivierung und Organisation der Seelsorge. Freilich wird damals noch nicht von „ Pfarre“ gesprochen, denn diese setzt ja eine Entwicklung voraus. 1109 verleiht Bischof Ulrich von Passau den Zehent und die Kirche von Aschbach dem neugegründeten Chorherrenkloster in Seitenstetten ( St. Veit in der Au) und nachdem dieses aufgehoben war, gab er die Pfarre Aschbach 1116 dem Benediktinerstift Seitenstetten.
Bei diesem Rechtsakt wird erstmals von der Pfarre Aschbach gesprochen und auch in etwa ihr Gebiet umschrieben: Aschbach mit Allhartsberg, Biberbach und Krenstetten und alles, was noch entlang der Ybbs bis zur „ Karinthscheide“ (also bis zur nieder – ,oberösterreichischen , steirischen Grenze ) gerodet würde. Durch diese Angabe ist Waidhofen als Teil der Großpfarre Aschbach anzusehen und war dadurch mit dem Stift Seitenstetten eng verbunden.
Der innere Ausbau der Pfarre Aschbach schritt durch die zügige Besiedlung des Ybbstales bis hinein ins Gebirge voran. In Waidhofen wird 1162 ein Wichpoto erwähnt. Die Errichtung einer Burg im benachbarten Konradsheim durch Konrad I. von Peilstein ( + 1168) spricht ebenfalls für eine ansehnliche Ansiedlung in diesem Gebiet. Neben den Streuhöfen der Neusiedler war auf dem Sporn zwischen Schwarzbach und Ybbs an strategisch günstiger Stelle ein geschlossenes Siedlungsgebiet mit einem Wehrbau, später Burg, und der „Capella“ entstanden.
Mit der Errichtung von Gotteshäusern begann aber auch die Entwicklung zu neuen eigenen Pfarrgemeinden. In einer Papsturkunde vom 30. Aug. 1186 über die Besitzungen des Stiftes Seitenstetten wird auch in Waidhofen eine Seelsorgstelle als „ Capella“ in der Pfarre Aschbach erstmals erwähnt.
Über die Zeit der selbstverständlichen Zugehörigkeit zum Stift Seitenstetten schweigen die Quellen. 1158 kam es zu einer ersten Unstimmigkeit zwischen Seitenstetten und Freising um Zehentrechte in der Pfarre Aschbach. Hundert Jahre später,1258 bis 1267, zog sich ein langwieriger Prozess um die Zehentrechte in Aschbach, Waidhofen und Hollenstein hin, der damit endete, dass dem Hochstift Freising als Grundherrn in der Pfarre Waidhofen das Recht zugesprochen wird, den Pfarrer dem zuständigen Bischof in Passau zur Ernennung vorzuschlagen, und dass dem Stift Seitenstetten weiterhin der Zehent gehören solle, wie es seit alten Zeiten üblich war. Weil Waidhofen in der Schenkungsurkunde der Pfarre Aschbach an das Stift Seitenstetten (1116) noch nicht erwähnt war, wurde offensichtlich im Zuge der fortschreitenden Verselbständigung der Pfarre so entschieden. 1267 wird für Waidhofen ein Magister Heinrich, ein Freisinger Chorherr, als Pfarrer genannt, während der drei Jahre früher erwähnte Eberhard als Kirchenrektor bezeichnet wird. Seine Einsetzung (vermutlich schon durch Freising) war rechtlich noch umstritten. Man kann also annehmen, dass die Pfarre Waidhofen um 1264 entstanden ist, sicher aber 1267 bestand.
Die Pfarrkirche, 1168 noch als Kapelle bezeichnet, wird ungefähr zu dieser Zeit entstanden sein. Den ersten Kirchenpatron St. Lambert hat Seitenstetten wahrscheinlich in Reverenz gegen seinen zweiten Stifter, Wichmann von Magdeburg, der 1185 sein Stiftergedächtnis auf den Tag des hl. Lambert bestimmt hat, ausgewählt. Die zweite Kirchenpatronin könnte eine Dokumentation der neuen Zugehörigkeit zu Freising sein und anlässlich einer Erweiterung oder Weihe der neuen Pfarrkirche vom Freisinger Bischof eingesetzt worden sein.
Die Pfarre im Aufbau
Die Lage an einem Weg vom Ennstal ins Donautal förderte sicher
die Entwicklung des Ortes, der im Einflussbereich der Peilsteiner
Burg auf Konradsheim stand zu einem kleinen Handelszentrum.
1220 wird Waidhofen deshalb bereits „ Markt“
genannt und 1273 wird erstmals die Bezeichnung "Stadt"
verwendet, die 1300 mit eigenem Siegel unterfertigt.
Die Lage am Wasser, das Hämmer
und Mühlen antrieb begünstigte die Verarbeitung
von Eisen und damit den Ruf Waidhofens als jene Eisenstadt,
die sie sich so gerne nennt. 1316 erfahren wir aus dem damaligen
Urbar (Abgabenverzeichnis) von Schmieden, Schustern, Schneidern,
Bäckern, Sattlern, Müllern, Fleischhauern, Steinmetzen,
Kürschner, Fischern, Handschuhmachern und Tischlern
in der Stadt.
Das Gemeinwesen blühte unter
dem Grundherrn Freising, der nach dem Aussterben der Grafen
von Peilstein auf Konradsheim 1218 wieder in seine alten
Rechte eingetreten war, die es sich durch den oben beschriebenen
Rechtsstreit mit Seitenstetten abgesichert hatte. Für
das Anwachsen der Bevölkerung spricht auch der Bau
einer" Basilika zu Ehren des hl. Johannes"
durch den Notar Konrad im Jahr 1277. Ob es sich dabei um
einen Zubau zur jungen Pfarrkirche oder einen Karner (Beinhaus)
neben der Pfarrkirche gehandelt hat, lässt sich nicht
mehr feststellen. Schon im Jahr vorher hatte Pfarrer Heinrich
von Wörth dem Spital vor der Stadt ein Grundstück
geschenkt und sein Haus neben dem Friedhof zum Pfarrhof
bestimmt, wo er sich bis heute befindet. Seit 1312 sollte
der Pfarrer immer ein Kanoniker des Freisinger Domkapitels
sein, der aber zumeist von einem Vicar vor Ort, der auch
Priester war, vertreten wurde. Bald entstand auch ein Bürgerspital
als eine Art Altersheim für Bürger mit einer eigenen
Kirche. 1361 erfahren wir von einem Kaufhaus und verschiedenen
Handelsprivilegien. Der wirtschaftliche Aufschwung findet
seinen Niederschlag auch in den Handwerksordnungen der Zünfte
deren bedeutendste jene der Messerer aus dem Jahr 1436 ist.
1450 ergeht ein Privileg für einen Jahrmarkt rund um
den Kirchweihtag, der mit dem Sonntag "nach Jacobi
im snit" ( 25. Juli) angegeben wird. In diese Zeit
des wirtschaftlichen Aufschwungs und auch der Rivalität
mit anderen Orten (Steyr) fällt die Entscheidung für
den Neubau der Pfarrkirche. Eine Stiftung von Pfarrer Friedrich
Staudtheimer und ein Ablassbrief von 1439 begünstigen
auf alle Fälle die Kirche. Auch der stilistische Baubefund
weist auf das ausgehende 15. Jhdt. als Errichtungszeit der
heutigen Pfarrkirche. Das überlieferte Jahr der Schenkung
der Messerermonstranz an die Kirche 1510 bzw. 1512 mag die
endgültige Vollendung der Kirche bezeichnen, denn auf
eine Baustelle gibt man keine Monstranz.
Von der reichen Stiftungstätigkeit
der Bürger jener Zeit legen die Benefizien Zeugnis
ab:
Frühmesse im Spital
Stifter: Dietrich Flusshart, Bürger zu Waidhofen
Datum: 1389Tägliches Amt und Vesper
Stifter: Peter Grabner, Bürger von Waidhofen und Hans Bauer, Pfleger
Datum: 20. Juli 1436Tenebrae jeden Freitag
Stifter: Bernhard Seisenegger zu Seisenegg und seine Frau Barbara, geb. Schweingartner
Hans Vorwitz
Datum: 5. November 1486Leonhardsbenefizium
Stifter: Peter Kaltenpichler, Pfarrer von Wolfsbach
Wolf Kaltenpichler, Pfarrer von Wolfsbach
Wolf Lederer am Grieß
Michael Kinder, beide Bürger von Waidhofen
Datum: 8. Juni 1492
Benefiziat: 1528 Augustin BrucknerSieben Tagzeiten in der Oktav von Maria Heimsuchung und Fronleichnam
Stifter: Erhart Eisner, Bürger und dessen Frau Barbara geborene Lehrweh von Enns
und deren Mutter Katharina
Datum: 10. Juni 1495Dreifaltigkeitsbenefizium
Stifter: Heinrich Diemayer, Pfarrer von Hollenstein
18. März 1492
Franz Apfelsbäck und dessen Frau Margaretha
Otto Kränkl
Kaspar Rottaler und seine Frau Barbara
Stefan Feldkircher
Georg von Eyzing
Datum: 5. September 1494
Benefiziaten:
1494 Joachim Spitzer
1507 Hanns Wiederberg
1536 Hans Heller
1544 Baltasar Kaufmann
1550 Sebald Taler
1559 Hans Karemaler
Johannes- und VeitbenefiziumSifter: Andreas Kränkl und Katharina, geborene Lassetsteiner
Georg Lamprecht und Anna
15. April 1474
Andreas Kränkl
Mittwoch nach 25. 1. 1495
Caspar Bonora
Stefan Rottaler
Hieronymus Harofer
15. September 1504
Wolfgang Fink
13. September 1507
Benefiziaten:
1504 Wolfgang Fink
1505 Wolfgang Rabmüller
1508 Wolfgang Rinnkh
1523 Caspar Korbitz
1547 Leopold Mayr
Anna-Benefizium
Stifter: Peter Harder und Margaretha
Datum: 7. November 1501 und 24. 7. 1506
Benefiziat: 1501 Caspar BonoraRorate oder Goldenes Amt im Advent
Stifter: Stefan Rottaler und dessen Frau Barbara, Bürger in Waidhofen an der Ybbs
Agnes Feldkircher zu Wien
Datum: 5. Juli 1506Salve in der Fastenzeit
Stifter: Andreas Kränkl, Ratsbürger, Zechmeister von St. LamprechtHacker-Benefizium
Stifter: Franz Hacker von Opponitz und Margarethe
Datum: 21. Juni 1520
Benefiziat: 1526 Hans Stroppler
Neben diesen großen Stiftungen
mit eigenem Benefiziaten gab es noch eine Menge von einzelnen
Jahrtagen. Die Vielzahl der Benefizien und die Fülle
der Güter, die sich anhäuften, förderten
bald nicht mehr die Frömmigkeit, was ihr ursprünglicher
Zweck war, sondern erregten die Begehrlichkeit der Verwalter,
die sie an sich bringen wollten. Die einsetzende Reformationsperiode
ermöglichte eine tiefgreifende Wandlung dieser Strukturen.
Dunkle Wolken
Eine schwere Bedrohung des blühenden
Gemeinwesens bedeutete die herannahende Türkengefahr.
1532 bewährte sich die Bürgerschaft in der Abwehr
der Akindschi und erhöhte voll Stolz den Stadtturm. In
dieser Zeit des gesteigerten Selbstbewusstseins der Bürger
fielen die neuen Ideen der Reformation auf fruchtbaren Boden.
Die Loslösung vom freisingischen Grundherrn, die Regelung
der pfarrlichen Belange und vor allem der reiche Benefizienbesitz
waren die vorrangigen sozialpolitischen Ziele, auf die sich
die Bestrebungen richteten. Das religiöse Ideal Luthers
der Reform der Kirche nach dem „reinen Evangelium“
spielte nicht immer die Hauptrolle. Schon 1534 mußte
der Bischof den Stadtrat die Herausgabe der Benefizien auftragen.
Selbst der später protestantisch gewordene Pfarrer Edlinger
musste 1567 gegen die Entfremdung der Kirchengüter durch
den Rat einschreiten. Ab 1551 beginnt Pfarrer Edlinger änderungen
im Gottesdienst einzuführen, 1557 stellt der Rat Oswald
Schwefel, den ehemaligen Kaplan Edlingers, an der Bürgerspitalkirche
als Prädikanten an, 1560 zieht der Rat die Kirche überhaupt
ein.
Vor allem in der Person des Stadtschreibers
Wolf Ebenperger vermischen sich religiöse, wirtschaftliche
und politische Interessen. Da der freisingische Pfleger Albrecht
von Preising ebenfalls mit dem Rat sympathisierte, griff Freising
vorerst nicht ein, und es entfaltete sich protestantisches
Leben. Auch unter den Edlinger folgenden Pfarrern änderte
sich nichts bis 1587. Die Katholiken sollen in dieser Zeit
den Gottesdienst in Konradsheim besucht haben.
Der übertriebene Machtanspruch
des Rates führte schließlich zum Scheitern der
Reformationsbewegung in Waidhofen.. Da die Handwerker gegen
den Rat auftraten und weder bei ihm noch beim freisingischen
Statthalter Gehör fanden, griffen sie zu den Waffen
und gingen schließlich nach Freising selbst. Wolf
Ebenperger seinerseits verhandelte mit der niederösterreichischen
Regierung und ließ das freisingische Wappen vom Amstettner
Tor entfernen. Es kamen Komissare, die Handwerker besetzten
die Stadt und der untätige Pfleger wurde vom freisingischen
Bischof abgesetzt. Ebenperger floh und wurde mit einem Wagen
voll mit Wertgegenständen gestellt. Da bei alldem die
religiösen Motive stets im Hintergrund blieben, deshalb
konnte der katholische Landesfürst Erzherzog Ernst
in der Hoffnung selbst gesteigerten Einfluss in der Stadt
zu gewinnen durchaus den Rat begünstigen.
Der neue Pfleger Christoph Murhammer begann mit dem Widerstand.
Seine erste Sorge galt einem katholischen Pfarrer. 1583
kam Hans Precheisen, der schon 1585 starb, ohne je in seiner
Kirche eine Messe gefeiert zu haben, weil ihn der Rat daran
hinderte. 1584 schoss man ihm in den Ostertagen 180 Fensterscheiben
des Pfarrhofs ein.
Am 12. Nov. 1586 kam nun eine Kommission
nach Waidhofen, der Vertreter von Freising und des Landesfürsten
angehörten. Der Rat gab die Schlüssel zur Pfarr-
und Spitalkirche heraus, entließ die Prädikanten
und der Jesuitenpater Scherer begann mit der katholischen
Predigt. Murhammer drängte auf die Absetzung des Rates.
Durch List konnte er ihn im Schloss gefangen setzen und
ein neuer Rat konstituierte sich zum Großteil aus
Handwerkern. Allerdings wurden seine Rechte massiv eingeschränkt.
1589 kam JDr. Jakob Lambert als katholischer Pfarrer.
Als dieser 1590 einem protestantischem Kind das Begräbnis verweigerte, erzwang die aufgebrachte Menge vom Pfleger wieder die Schlüssel zur Spitalkirche, und es begann zu Pfingsten1590 dort wieder protestantischer Gottesdienst. Am 26. Aug. 1590 verjagte man den Pfarrer vom Altar der Stadtpfarrkirche, stieß den Kelch um, und riss dem Pfarrer das Messgewand herunter. Der Landesherr, Erzherzog Mathias, ließ daraufhin die Stadt belagern. Am ersten Adventsonntag waren Pfleger und Pfarrer wieder im Amt. Wurden diese Aufrührer noch relativ milde bestraft, so ging der neue Pfleger Tristan Schenk ab 1598 mit großer Härte gegen die verbliebenen Protestanten vor.
1590 hatte man erstmals Fronleichnam wieder mit einer Prozession rund um die Kirche gefeiert. Konnte man damals nur mit Mühe vier Himmelträger finden, so ging drei Jahre später bei der Prozession schon wieder der Stadtrat mit und es wurden Böller geschossen. Allerdings befand sich damals auch eine Kommission in der Stadt, die den Fortgang der Rekatholisierung zu untersuchen hatte.
Neuer Anfang
Nach den
Turbulenzen der Reformationswirren ging es darum, den katholischen
Glauben wieder in die Herzen der Menschen einzupflanzen.
Die obrigkeitlichen Maßnahmen von Grundherr und Pfleger
genügten dafür nicht. Dazu brauchte es wieder
Menschen des Glaubens. Eine Reihe gut ausgebildeter frommer
Pfarrer und die Absetzung des teilweise brutalen Pflegers
Tristan Schenk führten eine änderung des Klimas
herbei. Eine sichere Stütze dafür waren sicher
die Bäcker - und Messererzunft, die 1629 die
Bürgerspitalkirche neu für den katholischen Gottesdienst
einrichteten. Pfarrer Hametmann und Pfleger Alexander von
Negele gründeten1631 die Sebastiani Bruderschaft, die
kräftige religiöse Impulse setzte.
Pfarrer Gassner betrieb die Ansiedlung
eines Kapuzinerklosters, mit dessen Bau 1648 begonnen werden
konnte. Die Klosterkirche entwickelte sich seit 1652 zu
einem religiösen Zentrum, wo in der Osterzeit bis zu
10.000 Beichten gehört wurden.
Unter den Nachfolgern Gassners, den beiden
Pocksteinern, wurde der religiöse Aufbruch fortgesetzt
und gefestigt. Johann Bernhard Pocksteiner ließ an
der Stelle der kleinen Marien(seiten)kapelle eine wesentlich
größere erbauen und errichtete an ihr 16.. die
Skapulierbruderschaft, in die er über 4000 Mitglieder
einschreiben konnte. Diese Gruppe wirkte durch ihren regelmssigen
Sakramentenempfang als Erneuerungsbewegung, die ohne Druck
und Zwang auskam. Die Aufstellung der Mariensäule 1665
auf dem oberen Stadtplatz ist Zeugnis erstarkter Katholizität.
Die Erhöhung des Kirchturmes und eine erste Barockisierung
der Pfarrkirche sind ebenfalls als Anzeichen dafür
zu werten. Allerdings sind die Mittel für diese Maßnahmen
großteils aus der Privatschatulle des Pfarrers gekommen.
Die Bürgerschaft der Stadt hatte damals noch alte finanzielle
Sorgen und kämpfte mit den wirtschaftlichen Folgen
der Konkurrenz von Außen. Wenige Neubauten in dieser
Zeit geben Zeugnis von einer relativen wirtschaftlichen
Stagnation.
Was unter Johann Bernhard Pocksteiner
begonnen hatte, setzte sein Vetter Johann Augustin tatkräftig
fort. Das von ihm angeschaffte Geläute galt lange Zeit
als das „stimmungsvollste“ der ganzen Diözese.
Er erhöhte die Marienkapelle, ließ 1715 in ihr
den neuen Altar von Diego Francesco Carlone errichten und
die Kapelle mit Fresken schmücken, die leider verloren
gingen. Es blühte die Wallfahrt an der Marienkapelle,
wovon Andachtsbilder und das Inventar der reich bestückten
Schatzkammer zeugen. An der Kapelle stiftete er ein Benefizium,
dessen erster Benefiziat er in seinem Ruhestand wurde.
Der Nachfolger Benedikt Reimer widmete
seine Aufmerksamkeit neben der Seelsorge dem Bau des Pfarrhofs.
Das Geld dafür borgte er sich vom Vermögen der
Filialkirche St. Nikolaus in Konradsheim. Die zierliche
Stuckdecke im Speisesaal des 2. Stockes, heute Teil des
Pfarrsaales, wurde unter Pfarrer Max Karl Freiherr von Lerchenfeld
auf Ahamb 1745 gestaltet. Josef Dominik Reichsgraf von Taufkirchen
errichtete 1762 bis 1765 fünf neue Altäre in der
Kirche und stattete sie mit Gemälden des berühmten
Kremser Schmidt aus. Hier treten bereits wieder Bürger
als Wohltäter auf, was auf bessere finanzielle Verhältnisse
in der Stadt schließen lässt. Diese wertvolle
Barockeinrichtung hat sich zum Teil in der Kirche in der
Klosterkirche und in der Pfarrkirche Opponitz erhalten.
1767 beschließt die Anschaffung des Hl. Grabes die
barocke Ausstattung.
1785 wird die Pfarre der neuen Diözese
St. Pölten zugeteilt und Sitz eines Dechants in der
Person des damaligen Pfarrers Anton Seewald. Konradsheim
und Zell werden als eigene Pfarren selbständig. Die
Aufhebung aller Bruderschaften unter Josef II., die Aufhebung
des Kapuzinerklosters 1787 und die Schließung der
Marienkapelle kündigen wieder einen tiefgreifenden
Einschnitt an.
Auf dem Weg in eine neue Zeit
Nach den Turbulenzen der Reformationswirren ging es darum, den katholischen Glauben wieder in die Herzen der Menschen einzupflanzen. Die obrigkeitlichen Maßnahmen von Grundherr und Pfleger genügten dafür nicht. Dazu brauchte es wieder glaubwürdige Vertreter des katholischen Glaubens. Eine Reihe gut ausgebildeter frommer Pfarrer und die Absetzung des teilweise brutalen Pflegers Tristan Schenk führten eine Änderung des Klimas herbei. Eine sichere Stütze dafür waren sicher die Bäcker – und Messererzunft, die 1629 die Bürgerspitalkirche neu für den katholischen Gottesdienst einrichteten. Pfarrer Hametmann und Pfleger Alexander von Negele gründeten1631 die Sebastiani Bruderschaft, die kräftige religiöse Impulse setzte.
Pfarrer Gassner betrieb die Ansiedlung der Kapuziner, deren Klosterbau 1648 begonnen werden konnte. Die Klosterkirche entwickelte sich seit 1652 zu einem religiösen Zentrum, wo in der Osterzeit bis zu 10.000 Beichten gehört wurden.
Unter den Nachfolgern Gassners, den beiden Pocksteinern, wurde der religiöse Aufbruch fortgesetzt und gefestigt. Johann Bernhard Pocksteiner ließ an der Stelle der kleinen Marien(seiten)kapelle eine wesentlich größere erbauen und errichtete an ihr 1661 die Skapulierbruderschaft, in die er über 4000 Mitglieder einschreiben konnte. Diese Gruppe wirkte durch ihren regelmäßigen Sakramentenempfang als Erneuerungsbewegung, die ohne Druck und Zwang auskam. Die Aufstellung der Mariensäule 1665 auf dem oberen Stadtplatz ist Zeugnis erstarkter Katholizität. Eine erste Barockisierung der Pfarrkirche ist ebenfalls als Anzeichen dafür zu werten. Allerdings sind die Mittel für diese Maßnahmen großteils aus der Privatschatulle des Pfarrers gekommen. Die Bürgerschaft der Stadt hatte damals noch alte finanzielle Sorgen und kämpfte mit den wirtschaftlichen Folgen der Konkurrenz von Außen. Die geringe Bautätigkeit in dieser Zeit zeugt von einer relativen wirtschaftlichen Stagnation.
Was unter Johann Bernhard Pocksteiner begonnen hatte, setzte sein Vetter Johann Augustin tatkräftig fort. Er erhöhte den Kirchturm für das von ihm angeschaffte stimmungsvolle Geläute, dessen drei erste Glocken noch erhalten sind. Er erhöhte die Marienkapelle, ließ 1715 in ihr den neuen Altar von Diego Francesco Carlone errichten und die Kapelle mit Fresken schmücken, die leider verloren gingen. Es blühte die Wallfahrt an der Marienkapelle, wovon Andachtsbilder und das Inventar der reich bestückten Schatzkammer zeugen. An der Kapelle stiftete er ein Benefizium, dessen erster Benefiziat er in seinem Ruhestand 1719 wurde.
Der Nachfolger Benedikt Reimer widmete seine Aufmerksamkeit neben der Seelsorge dem Bau des Pfarrhofs. Das Geld dafür borgte er sich vom Vermögen der Filialkirche St. Nikolaus in Konradsheim. Die zierliche Stuckdecke im Speisesaal des 2. Stockes, heute Teil des Pfarrsaales, wurde unter Pfarrer Max Karl Freiherr von Lerchenfeld auf Ahamb 1745 gestaltet. Josef Dominik Reichsgraf von Taufkirchen errichtete 1762 bis 1765 fünf neue Altäre in der Kirche und stattete sie mit Gemälden des berühmten Kremser Schmidt aus. Hier treten bereits wieder Bürger als Wohltäter auf, was auf bessere finanzielle Verhältnisse in der Stadt schließen lässt. Diese wertvolle Barockeinrichtung hat sich zum Teil in der Kirche selbst, in der Klosterkirche und in der Pfarrkirche Opponitz erhalten. 1767 beschließt die Anschaffung des Hl. Grabes die barocke Ausstattung.
1785 wird die Pfarre der neuen Diözese St. Pölten zugeteilt und Sitz eines Dechants in der Person des damaligen Pfarrers Anton Seewald. Konradsheim und Zell werden als eigene Pfarren selbständig. Die Aufhebung aller Bruderschaften unter Josef II., die Aufhebung des Kapuzinerklosters 1787 und die Schließung der Marienkapelle kündigen wieder einen tiefgreifenden Einschnitt an.
Reihenfolge der Stadtpfarrer zu Waidhofen an der Ybbs
- 1267 Heinrich, CF
- 1276 – 1284 Heinrich von (Bischof)Lack, CF
- 1300 Jakob, Plebanus
- 1313 Konrad, Magister, Dr. decr.
- 1316 – 1324 Albert von Enna, CF,
- 1324 Albert Griessenberger, CF
- 1344 Heinrich Digni (Werdeghe)
- 1361 – 1372 Alexander Digni, Dr. decr., CF
- 1373 Heinrich Saetzer, CF
- 1389 Wolfhart Mayr
- 1408 – 1413 Friedrich von Fraunberg, CF
- 1413 – 1421 Friedrich Staudheimer, CF
- 1422 Petrus Mathei von Waidhofen
- 1429 – 1450 Martin Waninsland, CF
- 1454 - 1458 Wilhelm Greutter zu Strass, CF
- 1472 Leonhard Zeller von Zell und Riedau, CF
- 1473 - 1515 Sigismund Grimb, Dr. iur. can., CF
- 1515 Sigismund Scheufler, Dr. iur. can., CF
- 1535 Johann Weyer, Dr. iur. utr., CF
- 1540 - 1547 Leopold Holfues, Dr.
- 1548 Wilhelm Kronberger
- 1551 – 1580 Adam Edlinger
- 1581 Adam Thynner
- 1582 Michael Rost
- 1583 – 1585 Hans Precheisen
- 1585 – 1586 Sigmund Hammerschmidt, Mag.
- 1586 Mathäus Fleischmann
- 1589 – 1590 Jakob Lambert, Dr.
- 1590 – 1596 Christoph Klein
- 1596 – 1601 Severin Haeder, Dr.
- 1601 Peter Thursin
- 1602 Wolfgang Schuster (Sutor), Lic. theol.
- 1603 – 1604 Emmeram Schirmböck
- 1605 – 1607 Petrus Praetorius, Dr.
- 1607 – 1609 Sebastian Urspringer
- 1609 – 1613 Christoph Stiglmayr, Dr., CF
- 1613 – 1635 Friedrich Hametmann, Dr.
- 1635 – 1639 Ulrich Kobolt von Tombach, Dr., CF
- 1639 – 1659 Johann Jakob Gassner, Dr., CF
- 1651 – 1686 Johann Bernhard Pocksteiner, Dr.
- 1686 – 1719 Johann Augustin Pocksteiner, Dr.
- 1719 – 1733 Benedikt Reimer
- 1733 – 1748 Max Karl Frh. von Lerchenfeld auf Ahamb, CF
- 1748 – 1760 Thaddäus von Fuggingen
- 1760 – 1767 Josef Dominikus Reichsgraf von Taufkirchen, CF
- 1767 – 1795 Anton Seewald
- 1795 – 1825 Gottfried von Dreger
- 1825 – 1841 Jakob Wagner
- 1842 - 1860 Augustin Beer
- 1861 – 1876 Johannes Hörtler
- 1876 – 1886 Franz Schmiedinger
- 1886 – 1902 Josef Gabler
- 1903 – 1906 Ignaz Schindl
- 1907 – 1933 Anton Wagner
- 1933 – 1934 Albert Weikerstorfer
- 1934 – 1944 Johannes Pflügl
- 1944 – 1965 Johannes Landlinger, Dr. theol.
- 1966 - 1994 Kurt Strunz, Dr. theol.
- 1994 - Herbert Döller, Mag. theol.
Johann Hörtler

1807 geboren
in Grub, Pfarre Weistrach
1830 zum Priester geweiht,
Kaplan in Purgstall,
1842 Pfarrer von Scheibbs
1849 Dechant des Scheibbser
Dekanates
1860 Pfarrer von Waidhofen,
Dechant des Dekanates Waidhofen
bis 1873
1873 Ehrenkanonikus des
Domkapitels
1876 13. März verstorben
in Waidhofen/Ybbs
Heute noch sichtbare Spuren in Waidhofen an der Ybbs:
1862 Einführung der Fastenpredigten
Einführung der Erstkommunionfeier
Kauf des Almwaldes in Windhag
1866 Einführung der Maiandachten
Anschluß des Pfarrhofes an die Wasserleitung
1871 Gründung des Kindergartens
im Pfarrhof und Berufung
der Schulschwestern
1877 Posthum Errichtung der Johannesstiftung
Hörtlergasse
Josef Gabler

1824 21. Jänner
geboren in Ramsau, Pfarre Altpölla
1849 zum Priester geweiht, Aushilfspriester
in Altpölla
1850 Kaplan in Waidhofen / Thaya
1855 Sekretär des Bischofs
Ignaz Feigerle
1861 Konsistorialrat
1866 Pfarrer in Neuhofen an der
Ybbs, Vizedechant des Dekanates Waidhofen/Ybbs
1886 Pfarrer von Waidhofen
an der Ybbs, Dechant des Dekanates
1890 Ehrenkanonikus des Domkapitels
1902 13. September hier verstorben
Heute noch sichtbare Spuren in Waidhofen an der Ybbs:
1888 Verlegung des Friedhofs
an seinen heutigen Platz
1889 Ankauf des Waldes Parz.
790 in Windhag
1891 Südempore in der Stadtpfarrkirche
1895 Nordempore in der Stadtpfarrkirche, Herz Jesu Statue in der Kirche
1897 Pflasterung der Kirche
1897 Neue Kreuzwegbilder (nun in Windhag), Erforscher und Aufzeichner vieler geistlicher und weltlicher Volkslieder
Ignaz Schindl

1839 15. Juni geboren in Beinhöfen
(heute CZ)
1865 16. Juli zum Priester geweiht Kooperator
in Mank
1866 Kooperator in Raabs an der Thaya
1866 Kooperator in St. Leonhard am Forst
1867 Kooperator in Tulln
1872 Religionsprofessor in Waidhofen an der
Thaya
1887 Pfarrer in Maria Taferl
1893 Kanonikus des Domkapitels, Dompfarrer (bis 1897)
1902 Pfarrer und Dechant in Waidhofen an der
Ybbs
1907 8. November Resignation auf die Pfarre
1908 14. September in Eggenburg verstorben
Heute noch sichtbare Spuren in Waidhofen an der Ybbs:
1903 Statue des "Prager
Jesuleins" in der Marienkapelle
Friedhofkapelle auf dem Städt. Friedhof
Abtragung der Schweineställe vor
dem Pfarrhof
Planierung des Hofraumes
Kachelöfen im Pfarrhof